eine wahre Geschichte
Wir befinden uns in den Geschäftsräumen bzw. im Geschäftsraum einer Bank. Es gibt etwa 4 Schalter und neben der Eingangstür befindet sich eine Selbstbedienungs-Zone. Dort stehe ich und erledige eine Überweisung. Es kommen zwei junge Männer rein, einer davon hält eine brennende Zigarette in der Hand. Sein Kumpel geht zu den Automaten in meine Richtung, während der andere an der Zigarette zieht und den Rauch genüsslich in die Luft pustet. Wie gesagt, wir befinden uns in der Bank, wo man normalerweise nicht raucht. Ich sollte hinzufügen, dass ich etwas empfindlich bin, was Zigarettenqualm angeht. Nun kommen wir also zum ersten Mal, dass ich die Klappe nicht halten kann.
Ich spreche den Raucher also an und sage „Entschuldigen Sie, wir sind hier in der Bank, Sie haben Ihre Zigarette noch an.“ Das einzige, was ich ernte, ist das knappste und trotzigste „Ja“, das ich jemals gehört habe. Verbunden ist es mit einem harten Blick, der mir klar macht, dass ich nichts sagen könnte, das ihn davon abbringen kann, mit der Zigarette raus zu gehen und dort weiter zu rauchen. Sein Kumpel hat unterdessen seine Sachen erledigt und die beiden gehen zu einem der Schalter.
Dort sprechen sie mit einer Bankmitarbeiterin, der Raucher pafft munter weiter. Ich denke mir, dass die Mitarbeiterin nun sicher etwas wegen der Zigarette sagen wird. Nichts geschieht. Der Typ pustet seine Wolken in die Luft während sein Freund mit der Bankangestellten spricht und seinen Geschäften nachgeht. Ich bin total perplex. Die beiden verlassen dann die Geschäftsräume und das ist das zweite Mal, dass ich meine Klappe nicht halten kann. Irgendwas wurmt mich.
Ich gehe also zu der Mitarbeiter und sage: „Entschuldigung, ist Ihnen nicht aufgefallen, dass der Mann hier drin geraucht hat?“ Worauf sie doch tatsächlich antwortet: „Ja, aber was soll ich denn tun?“ Ich denke, ich höre nicht recht. Was soll sie tun? Ich sage also: „Erfinden Sie doch zur Not was von Rauchmeldern. Wir sind hier innen. Was weiß der denn schon.“ Sie verzieht den Mund zu einem komischen Lächeln, das ich nicht deuten kann. Ich erkenne, dass hier wohl nichts zu reißen ist und drehe mich um, um aus der Bank zu gehen. In dem Moment sehe ich, dass der Typ direkt hinter mir steht.
Unterdessen hat er wohl die Zigarette zu Ende geraucht, aber das tut an dem Punkt nichts zu Sache. Er hat ALLES mitbekommen, meine ganze Motzerei. Mein Puls schlägt schneller als jeder Techno-Beat. Ich beschließe, den Typen lieber nicht anzuschauen, sein Blick von eben in bester Erinnerung, und verlasse lieber zügig die Bank. Draußen verfluche ich die Tatsache, dass ich zwei Ecken weiter geparkt habe. ‚Jetzt bloß nicht rennen‘, denke ich, obwohl mir danach ist, wie ein Karnickel auf der Flucht panisch wegzulaufen. Ich gehe also so schnell man gehen kann, ohne, dass es nach Rennen aussieht.
Ich trete so fest auf wie es geht, um irgendwie sicher auszuschauen und drehe mich auch nicht um, für den Fall, dass er mir hinterhergelaufen ist. Ich möchte nicht den Anschein machen, dass ich Schiss habe, obwohl meine Trommelfelle im Rhythmus meines Blutes pulsieren. Ich bin so ein Idiot.
Ich erreiche mein Auto, schließe es so rasch auf wie es mit zittrigen Händen geht, setzte mich blitzschnell hinein und verriegle von innen die Türen. Dann sehe ich mich zum ersten Mal so richtig um. Der Typ ist nirgends, er ist mir natürlich überhaupt nicht gefolgt. Oh Mann. Was für eine unnütze Aufregung. Und das alles nur, weil ich meine Klappe nicht halten konnte.
Und Ihr so?
8 Comments
Ich glaube, manchmal ist es garnicht blöd so zu reagieren, wie die Dame am Bankschalter, nämlich garnicht.
Manche Menschen scheinen wenig bis garnichts zu verlieren zu haben und verhalten sich dementsprechend, als normalsterblicher, oder noch besser als Frau kann man da oft wenig ausrichten.
Ich finde, dass das ne schwierige Sache ist.
Das ist schon schwierig und man will vielleicht auch keins „auf den Deckel“ bekommen. Ich glaube, ich war davon ausgegangen, dass sie eben als Angestellte in dem Moment eine höhere Autorität gehabt hätte als ich. Und natürlich dachte ich, sie würde was sagen. Ich verstehe, dass man vielleicht um Kundenzufriedenheit bemüht ist, aber es ist in meinen Augen nun mal eine Bank und keine Kneipe.
Und ich hatte auch nicht erwartet, dass der Typ so frech und auch irgendwie arrogant reagiert, das kommt noch dazu.
puh!!!! So eine scheiße. Aber es gibt auch wirklich Leute… ich bin ja selbst so jemand, der seinen Unwillen recht schnell sagt und die fehlenden Manieren mancher Menschen sehr bemängelt. Schade, dass sie so dämlich reagieren – über Dinge, die eigentlich gesellschaftlicher Konsens sind und zumindest Respekt ausdrücken könnten. … Dabei bin ich wirklich kein Massenmensch, der denkt, jede Regel sei sinnvoll… aber wenn mein Verhalten wirklich jemand anderen stört, dann sollte ich mich zumindest dafür entschuldigen, es erklären oder deutlich machen, dass ich den Unwillen zumindest verstehe, aber nichts an meinem Verhalten ändern möchte.
– Ich bin froh, dass es Dir gut geht trotz des Schreckens… Ich finde es völlig richtig, dass Du etwas gesagt hast!
Dankeschön. In der Situation an den Automaten hätte ich natürlich nicht gedacht, dass da so weitergeht. Aber irgendwie fürchte ich, dass ich auch beim nächsten Mal nicht still bleiben könnte. Nur passe ich dann auf alle Fälle besser auf.
Ich hasse Rauchen, aber muss zugeben, dass ich selten was sage, wenn Leute trotzdem rauchen…also. Hut ab, dass du was gesagt hast, selbst wenn es am Ende mit einem Schrecken geendet hat.
Das hätte ich aus Deinen eigenen „Schwänken“ gar nicht so gedacht. Nun wohnst Du aber natürlich auch in einem anders strukturierten und auch geführten Land als ich.
Danke für Deinen Kommentar.
Ich finde, gerade weil immer weniger Leute was sagen nehmen sich immer mehr Leute sowas heraus (Stichwort fehlende soziale Kontrolle), weil sie wissen, dass keiner etwas macht. Wenn schon die Kinder sehen, dass man machen kann, was man will, ohne dass es Konsequenzen hat… in deiner Situation hätte ich wahrscheinlich zu dem Typ selbst auch nichts gesagt (bin auch ein Schisser und das ist sicher auch nicht immer ungefährtlich), aber dass du die Mitarbeiterin angemeckert hast, finde ich gut. Denn das wäre ganz klar ihre Sache gewesen, da etwas zu sagen. Sie ist ja auch in einer viel „sichereren“ Situation als du (Kollegen etc in der Nähe). Unmöglich, dass sie nichts gesagt hat…
Danke für Deinen Kommentar.