Aluminium ist in der letzten Zeit ein sehr oft angesprochenes Thema. Es fing, glaube ich, mit der „Akte Alu“ an. Besonders die Aluminiumsalze in Deos standen in einem schlechten Licht. Dann plötzlich machten sich einige über Aluminium in Sonnencreme Sorgen, was mich zu diesem Blogpost veranlasste.
Und nun finde ich immer wieder die Suchbegriffe „Aluminium in Lippenstift“ in meiner Statistik und auch per Kommentar bin ich schon gefragt worden, ob Alu in Lippenstift schlimm ist. Brauchen wir etwa auf Lippenstiftverpackungen demnächst Warnhinweise wie auf Zigaretten? Was ist denn nun dran an dem Thema Aluminium? Schadet mir das Alu in meinem Lippenstift oder nicht?
Diese Fragen möchte ich heute beantworten.
Zunächst einmal gibt es unterschiedliche Aluminiumverbindungen. Wenn wir von Aluminium in Lippenstift sprechen, dann handelt es sich meistens um Aluminiumoxid oder auch um Aluminiumhydroxid. Aluminiumhydroxid kennt man auch als Tonerde. Man setzt diesen Stoff in Lippenstift ein, weil er verdichtet, färbt, die Viskosität regelt und puffern kann. Er ist auch feuchtigkeitsspendend (Quelle). Aluminiumoxid dient der Verdichtung und der Viskositätsregelung. Beide sind also etwas anderes als die Aluminiumverbindungen, die in Deos antitranspirativ wirken.
Die Konzentration, in der Aluminiumhydroxid in Lippenstift eingesetzt wird, liegt in der Regel unter 7% (Quelle, Seite 3). Von Aluminiumhydroxid wird bei oraler Aufnahme, also beim „essen“ des Lippenstifts, später nur eine verschwindend geringe Menge im Körper aufgenommen, die sich unter 1% bewegt (Quelle). Größtenteils wird es wieder ausgeschieden (Quelle). Wir reden hier übrigens von gesunden Menschen ohne Nierenfunktionsstörung, das ist klar, oder?
Für Aluminiumoxid gilt dasselbe. In Lippenstiften findet man Konzentrationen von unter 7%. Auch vom Aluminiumoxid wird fast alles sofort wieder ausgeschieden. Das heißt nicht, dass der Rest für immer im Körper bleibt. Man verliert z.B. beim Schwitzen auch das Aluminium, das gerade im Körper ist.
Lasst uns das also mal durchrechnen. Beim Auftragen von Lippenstift verbraucht man ungefähr 0,008 Gramm bzw. 8 Milligramm Lippenstift. Davon sind weniger als 7% eine Aluminiumverbindung, also ungefähr 0,56 Milligramm. Einiges bleibt an Gläsern, Tassen und vielleicht dem Liebsten hängen. Durch Lippenstift landet also nur sehr wenig Aluminium im Körper. Und davon wiederum scheidet man das meiste wieder aus.
Mehr Aluminium als durch Lippenstift nimmt man mit der Nahrung auf. Aluminiumverbindungen sind unter anderem in Tee, Gewürzen, Schokolade, Backwaren und können bei salzigen und sauren Lebensmitteln durch Alu-Verpackungen auf das Lebensmittel übergehen (z.B. unbeschichtete Grillschalen, Alufolie). Die europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) schätzt, dass ein Erwachsener von 60kg pro Tag ungefähr 1,6 bis 13 mg Aluminium über die Nahrung aufnimmt (Quelle).
Zusammenfassend: Wenn man das mal vergleicht, dann nimmt man durch Lippenstift eine verschwindend geringe Menge Aluminium auf. Sie bewegt sich im Bereich von Zehnteln bzw. womöglich Hundertsten von Milligramm. Durch die Ernährung nimmt man mehr Alu auf. Also, machen wir uns doch um den Lippenstift nicht solche Sorgen und lassen die Kirche im Dorf. Für mich persönlich gibt es keinen Grund, auf Lippenstift mit Aluminium zu verzichten, aber das mag jeder entscheiden, wie er möchte.
Ich hoffe, das beantwortet die Kopfzerbrechen, die das Thema Aluminium in Lippenstift einigen bereitet.
18 Comments
Wie schön, dass Du das Thema ansprichst. Ich habe mir tatsächlich vor Kurzem auch Gedanken drum gemacht, weil in meinen Burt’s Bees Lip Shines „Alumina“ enthalten ist. Aber Du hast recht, es ist wirklich nur eine geringe Menge, die tatsächlich in meinem Körper landet……
Ich hatte das noch gar nicht mitbekommen das Thema Aluminium und Lippenstift. Danke für den Beitrag, da brauche ich mir ja dann keine Sorgen machen. Zu Aluminium in der Nahrung wollte ich mich aber nochmal schlau machen
Guck mal hier, das war eine Reportage im WDR vom Montag. Da geht es genau darum:
http://www1.wdr.de/mediathek/video/sendungen/der_grosse_haushaltscheck/videodergrossehaushaltscheckallesaluwieschaedlichsinddeoskaffeeundco100_tag-28072014.html
Hallo Tiffy, die Reportage habe ich gesehen. Da kommt ja an einer Stelle auch die Dame vor, die wohl so eine Art „Vorzeigemodell“ für diesen Brustkrebs-Alu Zusammenhang ist, der ja nicht bewiesen ist. Ich denke, das kann einen ganz schön verunsichern. Die erste Dame, die sie in der Drogerie interviewen, ist ein gutes Beispiel dafür. 🙂
Interessant fand ich allerdings den Versuch mit der Alufolie und dem Käse. Sehr deutlich, wie das Alu sich da überträgt. Hätte ich nicht gedacht. Da braucht man ja keine Lupe mehr, das sieht man auch so.
Danke für die Info, Heli.
Danke für den Beitrag! Ich habe auch schon vor einiger Zeit einen Post zum Thema Aluminium angefangen, aber irgendwie mangelt es mir an Zeit, den weiter zu schreiben. Die „Dokumentation“ Akte Aluminium hat sich wirklich zu meinem Hass-„Bericht“ entwickelt…^^
So geht es mir auch. Anfangs dachte ich „Oh, es nimmt sich mal jemand dieses Themas an“, aber die Akte Alu ist mir zu reißerisch und nicht differenziert genug.
„Alubert Evidenzgartner“ ist ein ganz grauenhafter Mensch. Ich bin studierte Biologin, beschäftige mich viel mit dem Thema und habe ihn mal auf Facebook angeschrieben – schwerer Fehler. Vermutlich ist sein Tamtam ums Aluminium wieder nur ein Standbein seiner, ähm, „Kritik“ an Impfstoffen.
Schade, dass so eine differenzierte und fundierte Auseinandersetzung mit dem Thema erschwert wird.
Ich schmeiß mich grad weg wegen „Alubert Evidenzgartner“. Haha. Großartig!
Besser kann man es nicht sagen. 🙂
Sehr interessanter Beitrag, dankeschön für all die Informationen. Ich muss zugeben, ich habe mir davor gar keine Gedanken gemacht das Aluminium in Lippenstift sein könnte…;( Bin nun aber froh zu lesen, dass dies nicht sehr bedenklich ist. Ich habe noch einige „alte“ Lippenstifte die nicht von einer Naturkosmetik Marke sind…
Liebe Grüsse,
Krisi
Sehr schön. In Mascara findet sich auch gern Aluminiumsilikat… da hatte ich letztens eine Kundin, die meinte dass man davon ja Krebs bekommt … Finde auch man sollte es nicht übertreiben und eher auf eine gesunde Lebensweise achten ohne Rauchen usw. daran stirbt man dann wohl eher als an irgendwelchen Aluminiumverbindungen
Vielen Dank für den tollen Bericht. Mir war das Thema Aluminium in Lippenstiften bis dato auch nicht so bekannt… danke für die Informationen. Einen schönen Sonntag wünsch ich Dir noch. Lg Jules
Wunderbar erklärt!
Ich kann die ganze Panikmache nicht leiden, ist meist so einseitig und unsinnig. Man darf sich aber umfassend informieren und dann entscheiden – ist doch viel besser!
Herzlichen Dank für die ausführliche Information und die Erklärungen!
Ich hatte noch gar nichts von Alu in Lippenstiften gehört. Gut, dass du mit dem Post meiner evtl. Panik zuvor gekommen bist. Mal wieder super erklärt.
[…] Auf Was macht Heli? laß ich über die mögliche Gefahr von Aluminium in Lippenstiften. […]
Danke für den Beitrag! Darüber habe ich mir noch nie Gedanken gemacht. LG 🙂
Ja, wenig ist es und wir nehmen heimlich im Alltag viel mehr auf als uns bewusst ist.
Aber so ist es halt. Ich versuche Deos ohne Alumium zu verwenden, aber ich möchte mir nicht den Kopf deswegen zerbrechen.