– Anzeige –
Ich bin vor Kurzem vom Startup Samuria kontaktiert worden. Es wurde von drei Studenten (Peter, Lars und Franziska) gegründet. Sie vertreiben Kosmetikrohstoffe aus dem Regenwald. Ich fand die Firma und die Story dahinter sehr interessant. Zugegeben, anfangs konnte ich es auch nicht völlig glauben. Drei Studenten aus Deutschland lassen im Urwald Pflanzen ernten und vertreiben die daraus gewonnenen Produkte? Ich habe dann mit Lars telefoniert, der mir sagte, dass ich nicht die Erste bin, der es so geht.
Wir hatten ein sehr interessantes Gespräch über die Produkte, die Philosophie und die Zukunftspläne von Samuria. Deshalb möchte ich Euch dieses Startup heute vorstellen.
Welche Art von Produkten habt Ihr im Angebot, wo liegt Euer Schwerpunkt?
Unsere Rohstoffe stammen ausschließlich aus dem Amazonas-Regenwald. Diese werden zu Ölen und Pflanzenfetten, in naher Zukunft aber auch zu Pflanzenpulvern verarbeitet. Der Schwerpunkt liegt ganz klar in der Wildsammlung und damit der nachhaltigen Ernte von echten Urpflanzen. Das heißt, die Pflanzenteile stammen von nahezu genetisch reinen Urpflanzen und besitzen ein Maximum der Nährstoffdichte und damit der ökologisch höchsten Qualitätsstufe.
Wie kommt es, dass Ihr Buriti und Copaiba Öl aus dem Regenwald vertreibt? Ihr hättet ja auch in Deutschland Hagebutten anbauen können. Wieso gerade der Amazonas?
Kein anderes Gebiet auf Erden nimmt soviel Einfluss auf unser Klima, wie der Amazonas-Regenwald. Für einen Großteil der Bevölkerung ist der „Regenwaldwaldschutz“ zu einer 1990er-Randerscheinung geworden. Wir spüren es jedes Jahr, dass Wetter verändert sich, alte Bauernregel treffen nur noch in den seltensten Fällen zu und einer der Gründe dafür ist die radikale Abholzung des Regenwaldes. Zudem haben rund 3/4 alle Medikamente ihren Ursprung im Amazonas-Regenwald und man schätzt, dass es bis zu 51.000 verschiedene Baumarten gibt, von denen die meisten noch nicht einmal entdeckt oder klassifiziert wurden.
Gleichzeitig ermöglichen wir so den Menschen Zugriff auf wirkstoffreiche Naturprodukte, die noch ihre ursprünglichen Inhaltsstoffe besitzen. Hochaktive Inhaltsstoffe, für die die Natur unendlich viele Jahre benötigte und die in kultivierten Rohstoffen nur noch in deutlich geringeren Spuren vorkommen. Nicht umsonst werden med. Studien immer nur an möglichst ursprünglichen Pflanzenteilen durchgeführt. Was übrigens ein Grund für die sog. Biopiraterie ist. Wir denken, das geht auch anders. Nicht nur beim Copaiba oder Buriti, sondern mit allem, was die Natur bietet und was noch nicht ausgerottet ist. Wir setzen uns mit unserer Art der Rohstoffgewinnung also auch für den Erhalt des Regenwaldes ein, sonst kann es durchaus möglich sein, dass in Deutschland bald keine Hagebutten mehr wachsen können.
Wo befinden sich Eure Anbauflächen, wie sieht es dort aus?
Aktuell besitzen wir 2 eigenen Flächen. Eine befindet sich in der Nähe des Reserva Nacional Matses, nahe der Grenze von Peru und Brasilien. Die zweite Fläche befindet sich knapp 200 km nördlich von Manaus in der Nähe von Figueiredo. Die von uns geschützten Flächen sind vollkommen unberührt und bestehen so seit tausenden Jahren. Aktuell arbeiten wir an einer dritten Regenwaldfläche, an deren Rand massiv Brandrodungen durchgeführt werden. Das Land wird von uns gekauft, allerdings den Einheimischen überlassen. Hierfür wird die Bevölkerung mit in die Wildsammlung integriert und wir stellen kleine Mühlen, Ölpressen und Werkzeuge bereit, um die traditionelle Herstellung zu vereinfachen.
Wie lässt sich alles aus der Ferne steuern? Wer ist vor Ort?
Zugegeben, am Anfang waren unsere Projekte eher einem Himmelfahrtskommando gleichzusetzen. Man kontaktierte ferne Bekannte, welche man irgendwann, irgendwo mal auf seinen Reisen im Amazonas, Brasilien oder Peru getroffen hatte. Kontaktierte typischer Weise eine Vielzahl von Umweltorganisationen und fragte, ob bzw. bereits geschützte Regenwaldflächen verpachtet werden können, welche wir dann für die Wildsammlung nutzen wollten. Für die meisten klang dies allerdings eher nach einem Scherz. Ein weiterer Grund, was natürlich zu respektieren ist, man vermutete einen Konzern hinter uns, der dann in typischer Manier mit dem Radikalschlag ansetzt. Viele dieser Probleme, ließen uns doch oft zweifeln. Doch nun, knapp 3 Jahre später, 3 Jahre Verzicht und intensive Toastbroternährung, immerhin haben wir nahezu jeden Cent in die Verwirklichung umgesetzt, sind wir an einem Punkt angelangt, wo es kein zurück mehr gibt. Im Oktober 2015 hatten wir die ersten kleinen Chargen unserer reinen Öle produziert und begeistern unsere Kunden seitdem mit der einzigartigen Qualität unserer Rohstoffe.
Wir erhalten immer öfter grandioses Feedback und auch kleine Manufakturen erkennen den Nutzen der Qualität. Die Menschen wollen keine haltlosen Werbeversprechen, sie wollen dass ein Produkt das hält, was auch in Studien und/oder Laboruntersuchungen festgestellt worden ist und dies geht nur mit Rohstoffen, welche die gleichen Voraussetzungen haben, wie die Rohstoffe, an denen solche Studien durchgeführt werden. Wild!
Der Aufbau war natürlich nicht einfach, wir sind viele Male, teils wegen „unnötigen“ Problemen vor Ort gewesen, was oft und schnell zweifeln ließ. Doch die teilnehmenden Gemeinden spürten schnell, dass wir tatsächlich an der Umsetzung eines solchen Projektes arbeiten und nicht, dass wir wie üblich große Versprechen machen, die nicht haltbar sind. Auf diese Weise entsteht natürlich ein Vertrauensverhältnis, welches bei solchen Projekten extrem wichtig ist. So haben wir vor Ort ökologisch-interessierte Vertrauenspersonen, welche die verarbeitete Rohstoffe abholen, diese bzw. nach Manaus bringen und uns bei der Verzollung helfen. Ab Juli wird Franziska Samuria offiziell verlassen, um für zwei Jahre nach Peru zu gehen, um an ihrer Dissertation (Pflanzengenetik) zu arbeiten. Allerdings wird sie unsere Projekte bei Problemen besuchen und für uns im Hintergrund weiter tätig sein. So haben wir immer jemanden vor Ort.
Plant Ihr eine Bio-Zertifizierung Eurer Produkte?
Ein Thema was uns unglaublich viel Kopfschmerzen bereitet. Die Zertifizierer werben großspurig damit, dass eine Wildsammlung auch nach Bio-Verordnung zertifiziert werden kann. Nun ist es aber so, dass diese Zertifizierungsstellen ihren Prüfern nicht zumuten möchten, ein nahezu unbegehbares Grundstück zu erkunden. Bei einer Organisation gab es sogar Bedenken bez. der wilden Tiere. In unsere Augen völliger Quatsch, denn das, was oftmals als Wildsammlung deklariert wird, ist fast immer ein gewollter Anbau. Es werden wilde Flächen bepflanzt und dies soll (zumindest nach ihrem Verständnis) eine Wildsammlung darstellen. In unseren Augen wird dabei allerdings die natürliche Fauna des Gebietes zerstört. Ein weiteres Argument ist, dass dies nötig wäre, da mit Wildsammlungen der hohe Bedarf nicht gedeckt werden kann. Nun, so weit sind wir auch – bei der Wildsammlung sollte es sich allerdings eher um die Qualität drehen und den wenigen Menschen eine bessere Alternative bieten, die nach höchster Reinheit, Transparenz, Nachhaltigkeit und Qualität streben.
Doch wir geben nicht auf: Eine der Zertifizierungsstellen bot uns an, eines der Gebiete zumindest zu begutachten. Die Bedingung dafür ist, dass die Flächen, welche halbwegs zugänglich sind, geografisch vermessen und in Parzellen aufgeteilt werden. Das Ganze gegliedert nach der Zugänglichkeit. Daran arbeiten unsere Partner gerade vor Ort. Sobald die Vermessungen durchgeführt sind, wird ein Kontrolleur das Grundstück begutachten und dann soll intern entschieden werden, inwieweit oder ob eine Zertifizierung möglich ist. Nach aktuellen Gesprächen sind wir allerdings positiv gestimmt, immerhin soll unser Projekt auch für andere Hersteller als Vorbild dienen und zeigen, dass es nicht unmöglich ist.
Auf der Webseite von Samuria könnt Ihr mehr über deren Kosmetikrohstoffe und das Projekt an sich lesen. Dort findet Ihr auch Kontaktdaten, also wenn Ihr noch Fragen habt, dann beantworten sie Lars, Peter und Franziska bestimmt gern.
Gesponserter Post: Ich danke Samuria für die Kooperation. Bildmaterial von Samuria.
2 Comments
Ich habe gerade auf der Seite gestöbert und mir die verschiedenen Ölsorten angeschaut und dachte mir: „Was ist das?“ Ha, ha! Das sind Sorten, von denen ich noch nie gehört habe! Aber die normalen Verkaufsmengen sind ja ganz schön groß. Die Proben für Neukunden sind ja nice, aber 1 Liter Öl und von da an aufwärts? Das ist echt viel!
Beste Grüße
Hallo,
ja, es geht bei den Abnehmern wohl auch um Leute, die Kosmetik selbst herstellen bzw. sogar um größere Firmen. Man könnte sich aber auch im Freundeskreis zusammentun und das dann aufteilen. 🙂